Orangensaft - Herstellung, Transport und Konsum


Von den ca. 40 Litern Fruchtsaft, die jeder/jede Deutsche durchschnittlich im Jahr trinkt, ist etwa ein Viertel Orangensaft. Trotz der langen Transportwege und aufwendigen Verarbeitungstechniken ist der Orangensaft sehr preisgünstig.

Dabei neigt man dazu zu vergessen, welcher Aufwand und welche Energie in den gesamten Herstellungsprozess zzgl. des Transports bereits eingeflossen sind. (Vgl. hierzu die Unterrichtsmaterialien: "Genuss Global" aus: Geograpgie Heute, Heft 146/1996, S. 11 ff.)

Grundlage der meisten Orangensaftprodukte wie beispielsweise Orangensaft, Orangennektar oder Orangensaftgetränk ist Orangensaftkonzentrat.
Um dieses Konzentrat herzustellen, werden die reifen Früchte zunächst nach Größe sortiert, um anschließend mit speziellen Maschinen ausgepreßt zu werden. Jede Orange wird einzeln ausgepreßt, so daß keine Schalen in den Saft gelangen können. Diese würden den Saft bitter machen. Damit bei der Weiterverarbeitung die flüchtigen Aromastoffe nicht verlorengehen, werden diese dem Saft zunächst entzogen, um später, in den Abfüllbetrieben in Deutschland wieder zugesetzt zu werden. Anschließend wird dem Saft das Wasser entzogen. Das Volumen des Konzentrates wird auf etwa ein Fünftel bis ein Sechstel reduziert. So können die riesigen Mengen in Tankschiffen von Brasilien aus nach Europa transportiert werden. Sowohl die Lager- als auch die Transporttemperatur des Konzentrates wird bei -8°C und -18°C gehalten. Wichtigste Umschlaghäfen in Europa sind Rotterdam und Gent. Die europäischen Fruchtsaftimporteure haben in den Häfen Lager, in denen das Konzentrat eingelagert wird. Von hier wird es über das ganze Jahr hinweg in die Abfüllbetriebe transportiert, wo es weiterverarbeitet wird. Je nach Endprodukt werden dem Orangensaftkonzentrat Wasser, und die Aromastoffe zugeführt.

Um den Orangensaftgeschmack individuell zu gestalten, mischen die Importeure Konzentrat aus verschiedenen Anbauregionen zusammen.
Die Orangenpflanze hat ihren Ursprung in China. Von dort aus gelangte sie nach Amerika, um dann erst im 15. Jh. in Europa bekannt zu werden. Die Orangenpflanzen werden in tropischen und subtropischen Gegenden kultiviert.

Heute ist Brasilien der bei weitem größte Exporteur von Orangensaftkonzentrat weltweit. Die Produktion liegt nur knapp vor der Erzeugung in den USA; US-Amerika verbraucht jedoch den größten Teil seiner Produktion im eigenen Land.
Europa hat 1994/95 62% seines Orangensaftkonzentrates in Brasilien gekauft. Dabei konzentriert sich der Orangenanbau auf bestimmte Flächen in Brasilien. Die meisten Plantagen mit zwischen 150 bis 200 Millionen Bäumen
befinden sich im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo. Von hier stammen etwa 95% des gesamten Exportes.

Die Orangenbäume stehen auf Plantagen im Abstand von 3 bis 8 Metern. Die jungen Pflanzen tragen nach 3 bis 5 Jahren die ersten Früchte. Danach können bis zu 40 Jahren Früchte geerntet werden. Die Pflege erfolgt je nach Betriebsgröße durch Maschinen oder Menschenkraft. Der Einsatz von Düngemitteln sowie Pestiziden ist üblich. Allerdings werden die abgelieferten Orangen und ihr Saft sehr genau auf Rückstände überprüft. Gibt es Beanstandungen, werden die Produkte zurück an den Erzeuger geschickt. Nicht so gut geschützt sind die Plantagenarbeiter. Häufig kommt es bei Ihnen zu Vergiftungen durch Pestizide.

Während auf den größeren Plantagen die Bearbeitung des Bodens und andere Pflegearbeiten durch Maschinen erfolgt, wird hier wie in den anderen brasilianischen Betrieben auch die Ernte von Pflückern durchgeführt. Da die Orangen nicht alle zur selben Zeit reifen, ist eine maschinelle Ernte nicht möglich.

Die Pflücker und Pflückerinnen ernten die Orangen in Säcke oder Kisten – je 28 kg bis 30 kg – geübte Pflücker und Pflückerinnen schaffen mehr als 60 Säcke oder Kisten. Der Lohn hierfür beträgt etwa 12,6 US-Dollar. Viele Männer und Frauen, die weniger pflücken, liegen mit ihrem Einkommen weit darunter. Die Arbeiter und Arbeiterinnen haben jedoch nur während der Erntesaison ein Einkommen.

Der Lohnanteil an der Orangenproduktion liegt bei etwa 10%. Dasselbe gilt für den Marktwert der geernteten Orangen. Der Rest des Kostenanteils liegt bei der industriellen Verarbeitung, dem Transport und der Vermarktung. 


Christiane Bühne